14.01.2008 - Am Montagnachmittag startet die männliche U21-Auswahl des DHB zu einem Acht-Nationen-Turnier in Kuala Lumpur (Malaysia). Dort trifft das Team von Bundestrainer Ulrich Forstner zwischen dem 17. und 27. Januar auf Australien, Indien, Korea, Malaysia, Neuseeland, die Niederlande und Pakistan. Im Interview erklärt der Bundestrainer, warum er diese Reise mit einer ganz jungen Mannschaft unternimmt und welche Bedeutung dieses Turnier für die Entwicklung der deutschen Junioren-Nationalmannschaft hat.
Ein Juniorenturnier am anderen Ende der Welt quasi mitten in der deutschen Hallensaison – was ist der Hintergrund für diese Maßnahme?
Forstner: „Die Teilnahme war mir deshalb sehr wichtig, weil wir den jungen Spielern der Jahrgänge ´88 bis ´90 dadurch internationale Erfahrungen über die Spiele gegen europäische Gegner hinaus vermitteln können. Hintergrund ist, dass für die Junioren-WM 2009, die auch in Malaysia – gemeinsam mit Singapur – ausgerichtet wird, ein Großteil meines jetzigen U21-Kaders nicht mehr spielberechtigt sein wird. Wir fliegen jetzt also ausschließlich mit Aktiven, die die WM noch mitspielen dürfen. Es ist die Chance, nicht nur in Bezug auf die starken asiatischen Gegner Erfahrungen zu sammeln, sondern auch, was das Klima und das Ambiente angeht.“
Wenn man mit solch einer jungen Mannschaft fliegt, ist die Gefahr doch aber groß, dass die Ergebnisse eher negativ ausfallen könnten. Wäre das von der Motivation her nicht kontraproduktiv?
Forstner: „Ich vermute eigentlich, dass ein Großteil meiner Trainerkollegen dort genauso denkt wie ich und mit einem Team aufläuft, dass auf die WM 2009 ausgerichtet ist. Dennoch ist es, wenn man gegen die Top-Teams der Welt spielt, immer mal möglich, dass man nicht so gut abschneidet. Dann sind wir als Staff gefordert, auf die Spieler einzuwirken, dass sie in den nächsten eineinhalb Jahren so trainieren und an sich arbeiten, dass die WM anders läuft.“
Ist es denn das von Ihnen erwünschte Team oder gab es Absagen?
Forstner: „Lediglich Alexander Perdoni vom UHC Hamburg hat aus schulischen Gründen absagen müssen. Ich erwarte von allen, die mitfliegen, dass sie das Potenzial haben, die WM mitzuspielen. Die Nominierung ist in enger Abstimmung mit Torsten Althoff, meinem U18-Kollegen erfolgt, denn hier sind allein acht Spieler dabei, die letztes Jahr noch die U18-Europameisterschaft gewonnen haben.“
Könnte ein Erfolg in Malaysia bedeuten, dass Sie auch die Europameisterschaft 2008 mit diesem perspektivischen WM-Team bestreiten und auf die älteren Spieler ganz verzichten?
Forstner: „Nein. Die EM und die WM laufen als Maßnahmen völlig unabhängig voneinander. Entscheidend sind allein die Leistung und die Trainingsarbeit. Die älteren Spieler, die im letzten Jahr zum Beispiel mit der Teilnahme an der DKV Junior Trophy auf die EM 2008 vorbereitet wurden, bleiben weiter im Rennen. Wir wollen schließlich die Europameisterschaft gewinnen, da kann dann nicht die Perspektive für 2009 im Vordergrund stehen. Mein Auftrag ist schließlich, Spieler für die A-Nationalmannschaft zu entwickeln. Deshalb wird der, der sich zeigt, der trainiert und fleißig ist, die großen Turniere mitspielen.“
Das bedeutet, für einige der jungen Malaysia-Fahrer könnte nach dem Turnier erst einmal ein Jahr Pause sein, bevor sie in die WM-Vorbereitung bei Ihnen wieder einsteigen dürfen?
Forstner: „Das könnte für den ein oder anderen schon so sein. Wobei einige ja auch noch so jung sind, dass sie U18 spielen können und werden. Definitiv steht nach Malaysia das Einspielen für die EM im Vordergrund.“
Mit welchen Widrigkeiten rechnen Sie denn für das Turnier in Malaysia?
Forstner: „Wir haben definitiv einen ziemlich heftigen Spielplan, der acht Spiele in elf Tagen vorsieht. Im Vergleich zu ähnlichen Turnieren des A-Kaders sind wir dabei im Kader reduziert – haben nur 18 Aktive zur Verfügung – und auch im Staff, in dem zum Beispiel nur ein einziger Physiotherapeut mitfliegt. Da wird es enorm wichtig, wie gut die Regenerationsmaßnahmen funktionieren, wie die Spieler sich verhalten und zum Beispiel den Umgang mit Klimaanlagen wegstecken. Bei meinem letzten Turnier dort hatte ich am Ende fünf kranke Spieler – das möchte ich unbedingt vermeiden.“
Sie möchten sich noch für eine besondere Unterstützung bedanken...
Forstner: „Richtig. Die Spieler mussten für dieses Turnier 300 Euro Eigenbeteiligung aufbringen. Das war für drei unserer Jungs schwierig. Ich habe dann Kontakt mit dem Verein der „Freunde des Hockeys“ aufgenommen. Gerd Helfers hat mich dann persönlich angerufen und mir mitgeteilt, dass sie die Differenzbeträge übernehmen. Das ist auf jeden Fall eine tolle Hilfe!“
|